UX-Writing – Mehr als nur Texten.

UX-Writing – Mehr als nur Texten.

„Früher haben wir vom Texten gesprochen. Dann kam das suchmaschinenoptimierte Texten dazu. Und heute haben wir UX-Writing."

UX-Writing  - was ist das eigentlich?

UX-Writing ist eine englische Abkürzung für User Experience und Writing. Unter User Experience (UX abgekürzt) werden alle Aspekte verstanden, bei denen es zu einer Interaktion zwischen Nutzer*innen und einem Produkt oder Nutzer*innen und einer Dienstleistung kommt. Das heißt, in allen digitalen Bereichen wo sich (potenzieller) Kunden*innen aufhalten - beispielsweise Websites, Landingpages oder Apps. Und wo der Kunde motiviert werden soll etwas zu machen, wie klicken, scrollen, ausfüllen oder kaufen. An dieser Stelle kommt UX-Writing ins Spiel. Denn um dem Nutzer*innen ein positives Kundenerlebnis zu bereiten, spielt nicht nur das Design und die Programmierung eine Rolle. Ohne Texte wäre jede Anwendung nichts wert. Diese müssen userfreundlich sein, d.h. leicht verständlich und zielführend. 

 

Welche Ziele hat UX-Writing?

UX-Writing ist also ein unerlässlicher Bestandteil in der Umsetzung von digitalen Projekten. Dabei verfolgt UX-Writing folgende Ziele: 

  1. Erhöhung der Kundenzufriedenheit durch einfache, usabilityfreundliche Anwendungen
  2.  Darstellung eines eindeutigen Markencharakters
  3. Unterstützung und Vereinfachung des Designprozesse
  4. Verbesserung der Conversion Rate
  5. Stärkere Kundenbindung. 

Wie unterscheiden sich UX-Texte von klassischen Marketingtexten?

Marketingtexte sind auf den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen ausgerichtet. Sie sollen Aufmerksamkeit erzeugen und Leads generieren. UX-Texte haben das Ziel, User*innen intuitiv zu der Stelle zu bringen, wo sie hinwollen. UX-Texte sind einem Prozess eingebunden und müssen dafür sorgen, dass einzelne Textschnipsel (Stichwort Microcopy) wie beispielsweise Buttons, Erklärungen oder Call-to-action, logisch aufgebaut sind. 

Was ist eine Tone of Voice und braucht man das als Unternehmen?

Ihr habt ein Corporate Design umgesetzt? Prima, dann fehlt nur noch eine Corporate Language, um mit dem User*innen über alle digitalen Kanäle zu kommunizieren. Der Tone of Voice ist ein Bestandteil der Corporate Language.

Mit der Tone of Voice wird:

  • Ein einheitliches Markenbild für die Zielgruppe geschaffen.
  • Eine Wiedererkennungswert beim Kunden erzeugt (ähnlich wie bei einem Logo oder Slogan).
  •  Die Persönlichkeit und Werte ihrer Marke hervorgehoben.
  • Vertrauen aufgebaut und eine langfristige Kundenbindung erreicht.
  • Die Möglichkeit geschaffen, den Umsatz zu erhöhen.

Aber nicht nur für (potenziellen) Kunden*innen ist ein Tone of Voice wichtig. Sie erleichtern sich und Ihren Kollegen die Arbeit. Wenn Sie einen Tone of Voice haben, weiß jeder*jede im Unternehmen, wie Ihre Zielgruppe angesprochen wird. Eine Guideline gibt die Möglichkeit, die festgelegten Punkte der Markensprache jederzeit nachzulesen und auch Freelancer zur Verfügung zu stellen.

 

Ein weiterer Vorteil: Gutes UX-Writing ist schnell umsetzbar und die Wirkung kann zeitnah gemessen werden. 

Was ist Microcopy?

Microcopy ist ein Bestand von UX-Writing. Unter Microcopy versteht man in einem UX-Prozess kleine Textschnipsel, die auf einer Website, in einer App oder einem anderen digitalen Tool, ein positives Nutzererlebnis für User*innen schaffen. Hier führe ich einige Microcopy Elemente auf:

-        Fehlermeldungen

-        Formulare

-        404-Seiten

-        Empty States

-        Mouse-over Hinweise

-        Buttons und Schaltflächen

-        Newsletter Anmeldung

-        Bestätigungen

-        Platzhalter

-        Linktexte

-        Login 

Userfreundliche Formulare – wie geht das?

Nehmen wir uns Mal dem Thema Formulare an. Formulare findet man auf fast jeder Seite. Leider sind sie selten userfreundlich. Sie sind zu lang, nicht selbsterklärend oder brechen plötzlich ab. Besonders Fehlermeldungen sind ein häufiges Ärgernis für User*innen. In Fehlermeldungen kommt das Wort „Fehler“ vor. Aber wer hat denn den Fehler gemacht? Der ahnungslose User oder die Entwickler, Designer oder Writer? Und wollen Sie einem (potenziellen) Kunden*innen allen Ernstes beschuldigen, einen Fehler gemacht zu haben? Wohl kaum. Also formuliert die Fehlermeldungen bitte freundlich und nicht vorwurfsvoll.

„Fehlerhafte Angaben“ oder „Bitte korrigieren Sie Ihre Anfrage“ sind weder präzise, noch kundenfreundlich. Wie aber kann man es besser machen?

 

Ein Beispiel: 

Stellt Euch vor, ihr besitzt einen Blumenladen und wollt den Versand von Blumen anbieten. Welche Pflichtfelder benötigen ihr für das Bestellformular?

 - Für den Adressat:  Anrede, Vorname, Nachname, Adresse, Auswahl des Blumenstraußes.

 - Für den Empfänger: Vorname, Nachname, Adresse.

 - Zusatz: Dann möchten Sie noch eine Möglichkeit zum mitschicken einer Karte mit persönlichem Text anbieten. Sinnvoll ist auch ein Feld zur Angabe des Lieferdatums.

 - Zum Schluss natürlich die Datenschutzerklärung sowie die Angaben zum Online-Kauf. 

Nehmen wir an, das Feld mit der Adresse des Empfängers wurde nicht vollständig ausgefüllt. Dann könnte man als Fehlermeldung „Fehlerhafte Angaben“ anzeigen. Man kann aber auch sagen:“ Haben Sie eine Adresse für uns?“ oder „Ihr Empfänger hat doch bestimmt auch eine Adresse – es wäre doch schade, wenn der Blumenstrauß nicht ankommt“.

Zur Frage nach dem Versand einer Karte könnte der Text lauten: „Blumen sagen zwar mehr als 1000 Worte. Ein paar persönliche Zeilen würden den Empfänger aber freuen. Geben Sie hier an, ob Sie eine Karte mitschicken wollen und mit welchem Text“.

Ein positives Beispiel für das Abschicken des Formulars im Hinblick auf die Sicherheit wäre: „Wir sagen es Ihnen nicht durch die Blumen, sondern direkt: Ihre Daten sind verschlüsselt“.

Ihr seht, ein Formular kann userfreundlich und unterhaltsam sein. In jedem Fall darf die Bedeutung eines Formulars nicht unterschätzt werden. Ob Kontaktformular oder Bestellformular – Formulare stellen immer einen Kontakt zu dem Nutzer*innen her. Und dieser Kontakt muss durch gute Usability gepflegt werden. Mit guten Formularen sichern Sie sich das Vertrauen von Kunden*innen. Mit Schlechten vergraulen Sie diese.   

Worauf muss ich beim Schreiben von UX-Texten achten?

  1. Sagt es einfach und direkt. Schreibt so, wie ihr auch sonst sprechen würdet. Vermeidet Fremdwörter, Schachtelsätze und doppelte Verneinungen.
  2. Verwendet eine aktive statt passiver Sprache.
  3. Tretet in einen Dialog mit dem User. Stellt Fragen. 
  4. Fragt Euch: Kann der User*innen einzelne Passagen gut scannen?
  5. Prüft, ob UX-Text und UX-Design aufeinander abgestimmt sind.
  6. Wie bei allen Textarten: Rechtschreibung ist das A und O. Checkt die Texte auf Grammatik, Zeichensetzung und Wortwiederholungen.

Und das Wichtigste: Behaltet immer Euere Zielgruppe im Auge. Für welches Problem suchen User*innen eine Antwort? Sind die Antworten gut auffindbar und barrierefrei? Ist der Text inhaltlich korrekt? Wenn diese Fragen mit JA beantworten werden können, ist das Ziel des UX-Writings erreicht worden. 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0